Traumatherapie
Unser Wissen über die vielfältigen und schwerwiegenden Folgen von Traumata hat sich seit den ersten wissenschaftlichen Untersuchungen im 19.Jahrhundert (Janet, Freud u.a.) rasant entwickelt. Immer wieder gab es aber auch längere Phasen, in denen die Forschungsaktivitäten erheblich abnahmen, da die Erkenntnisse Politik und Öffentlichkeit provozierten: Erkenntnisse und Schluß-folgerungen wurden deshalb als übertrieben oder ideologisch verzerrt und damit unglaubwürdig diskreditiert. In und nach Kriegszeiten wurden z.B. traumatisierte Soldaten als "Kriegszitterer", die über ungenügende seelische Stabilität verfügen würden oder sich vor dem Kriegseinsatz drücken wollten, diffamiert. Die seelischen Narben, die Menschen als Reaktion auf kriegerische Gewalt entwickeln (können), wurden auf diese Weise verleugnet und die Betroffenen abgewertet. Zusätzlich war es so möglich, die Berechtigung von Entschädigungs- oder Rentenforderungen zu verwerfen und Zahlungen zu verweigern.
Tabuisiert wurde auch die erhebliche Verbreitung und die verheerenden Folgen von innerfamiliärer und / oder sexueller Gewalt. Die Gewaltausübung innerhalb der verschiedensten Institutionen (Heime, Kirche, Internate etc.) oder sexuelle Gewalt durch bekannte Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens wurden ebenso ignoriert. All dies spielte in der öffentlichen Wahrnehmung und Diskussion lange Zeit kaum eine Rolle, die Betroffenen hatten (berechtigte) Angst davor, nicht ernstgenommen zu werden und/oder ihre berufliche Basis zu verlieren, wenn sie die erlittene Gewalt öffentlich kundtun.
Vorallem Holocaust-Überlebende, Veteranenverbände (nach Beendigung des Vietnamkrieges) und Frauenbewegung stießen in den 70er und 80er Jahren des 20. Jahrhunderts die öffentliche Diskussion über diese Themen mit großem Mut, Engagement und gegen z.T. sehr heftige Widerstände erneut an. 1980 wurde schließlich die Posttraumatische Belastungsstörung in das offizielle Diagnoseverzeichnis psychischer Störungen (DSM III) aufgenommen. Inzwischen hat auch global die gesellschaftliche Sensibilität (#metoo u.a.) für diese Themen stark zugenommen, Täter und kriminelle Netzwerke werden strafrechtlich verfolgt und Traumafolgestörungen sind anerkannte Tatsachen.
Wir verfügen deshalb heute über ein gut ausgebautes Netz an Hilfs-angeboten und über ausgefeilte und umfangreiche Erkenntnisse, wie Traumatisierungen entstehen, welche Folgestörungen auftreten und wie Traumata wieder verarbeitet werden können.
Als Therapeut kann man also auf eine Vielzahl von bewährten traumaspezifischen Therapieverfahren zurückgreifen und so die betroffenen Menschen effektiv in ihrem Heilungsprozess unterstützen.
Was versteht man unter einem Trauma?
Unter einem psychischen Trauma (griechisch: Wunde, Verletzung) bzw. traumatischem Erlebnis wird ein plötzliches und unvorher-sehbares Ereignis verstanden, welches bei fast jedem Menschen Todesangst, Gefühle des völligen Ausgeliefert-Seins und eine tiefgreifende Verzweiflung hervorrufen würde.
Etliche Menschen sind im Laufe ihres Lebens mindestens einer belastenden bzw. potentiell traumatischen Situation ausgesetzt. Ihre Reaktionen darauf hängen aber von der Art, der Schwere und der Dauer des Erlebnisses ab und können individuell sehr unterschiedlich sein. Das Erlebnis an sich hat noch keinen Krankheitswert. Häufig entwickeln jedoch traumatische Erinnerungen ein Eigenleben, wenn das Ereignis nicht entsprechend verarbeitet werden kann und führen so zu psychischen Folgestörungen.
Im Allgemeinen wird von einem traumatischen Erlebnis gesprochen, wenn:
• eine außergewöhnliche psychische oder körperliche Belastung
oder Bedrohung erlebt wird
• ein Mensch mit der Möglichkeit des eigenen Todes oder
dem plötzlichen Tod einer nahestehenden Person konfrontiert
wird
• eine lebensbedrohliche Situation mit (subjektivem)
Kontrollverlust eintritt
• das Ereignis in der betroffenen Person Gefühle von
Ohnmacht, Hilflosigkeit, Ausgeliefertsein, Verzweiflung und Angst
auslöst, da sie der gefährlichen Situation weder durch Kampf
noch durch Flucht entrinnen kann.
Im Speziellen können traumatische Ereignisse dabei nach ihrer Art und Dauer in folgende Kategorien unterteilt werden:
• durch Menschen absichtlich verursachte traumatische Erlebnisse
(z.B. Kindesmißbrauch, sexuelle Gewalt, Überfall etc.); diese
Erlebnisse sind schwierig zu verarbeiten, da sie unser
Beziehungserleben und Sicherheitsempfinden den Mitmenschen
gegenüber angreifen und unser Vertrauen in Menschen dauerhaft
erschüttern können
• durch äußere Umstände verursachte traumatische Erlebnisse
(z.B. Naturkatastrophen)
Zusätzlich unterscheidet man noch zwischen
• Monotrauma: damit ist gemeint, daß ein Betroffener in seinem
Lebensverlauf bisher nur ein einziges potentiell traumatisierendes
Ereignis erlebt hat; meist entwickeln Menschen danach mit
geringerer Wahrscheinlichkeit Störungen.
• Komplexes Trauma: schon in der Kindheit erfolgte und / oder
wiederholte Traumatisierungen; erstere sind meist schwieriger
zu verarbeiten, da sie auf die noch nicht ausgereifte
Persönlichkeit eines Kindes treffen oder von den Bindungs-
personen begangen werden, von denen das Kind abhängig ist
und Schutz sowie Liebe erwartet.
Wiederholte Traumatisierungen überfordern oft auch das
Bewältigungsvermögen von Erwachsenen, da sich die Belastungen
aufsummieren und nicht mehr genügend Kraft bleibt, sie zu
verarbeiten .
Die Folgen eines traumatischen Erlebnisses können sich sehr unterschiedlich auswirken. Häufig fühlen sich die Betroffenen sowohl körperlich als auch seelisch und sozial verletzt. Daher ist eine vielschichtige Aufarbeitung notwendig.
Beschwerdebilder nach traumatischen Erlebnissen
- Akute Belastungsreaktion:
Unmittelbar nach dem Ereignis und die Tage danach erleben Menschen als normale Reaktion auf solche außergewöhnlichen Ereignisse typischerweise eine Art "Betäubung", Desorientierung, Unwirklichkeitsgefühle und eingeschränkte Aufmerksamkeit. Sie ziehen sich z.T. von der Umwelt zurück oder erleben Unruhezustände, panische Ängste, Hyperaktivität, Schwitzen und Herzrasen. Manchmal können sie sich an die Ereignisse kaum oder gar nicht erinnern (Amnesie). Die Beschwerden bilden sich oft innerhalb von mehreren Tagen zurück, wenn die Person das Ereignis verarbeiten kann.
- Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS):
Kann der Betroffene das traumatische Erlebnis auf Dauer nicht verarbeiten, wird nach ca. 3 Monaten die Diagnose einer PTBS gestellt.
Interessant ist, dass sich nicht zwangsläufig bei jedem, der ein traumatisches Ereignis erlebt hat, auch eine PTBS entwickeln muss. Ob sich eine solche Folgestörung entwickeln wird, hängt von vielen verschiedenen Umständen / Faktoren ab: z.B. ob und wie der Betroffene (danach) Hilfe und Unterstützung erfuhr, über welche Bewältigungsstrategien (sog. Ressourcen) er verfügt und wie stabil seine Lebenssituation zur Zeit des Ereignisses war. Bei jemandem, der vorher schon traumatische Erlebnisse erlitten hat, kann der erneute Vorfall dann zum Zusammenbruch seiner Bewältigungs-möglichkeiten und seelischen Stabilität führen (seelische Dekompensation).
Die seelischen Symptome können oftmals aber auch erst verzögert, d.h. Wochen bis Monate nach dem traumatischen Erlebnis auftreten. Manche Menschen können das Trauma scheinbar gut "wegstecken", sie wirken auf andere normal und fühlen sich selbst nicht massiv belastet. Allerdings entwickeln sie dabei oft einen eingeschränkten Lebensstil, vermeiden viele Lebensmöglichkeiten (ziehen sich z.B. sozial zurück) und Anlässe, die sie an das Trauma erinnern könnten und wirken so scheinbar stabil. Das kann sich über Jahre hinziehen. Diese Betroffenen kommen oft erst dann in Therapie, wenn sie an den Einschränkungen massiv leiden oder durch Veränderungen im Lebensalltag die traumatischen Erinnerungen wieder getriggert d.h. ausgelöst und erlebbar werden.
Die PTBS ist durch folgende Symptome gekennzeichnet:
• Wiedererleben der traumatisierenden Situation (sog. ”Flashbacks“
und Intrusionen) in Form von Bildern, Geräuschen oder
Gerüchen, welche unmittelbar dem traumatischen Ereignis
entspringen. Dies fühlt sich so real an, als ob die traumatische
Situation sich jetzt gerade wieder ereignet.
• Übererregbarkeit (sog. ”Hyperarousel“) z.B. erhöhte Schreck-
haftigkeit, Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen usw.
• Vermeidung von Reizen (z.B. Orte oder Situationen), welche an
das belastende Erlebnis erinnern
• Taubheitsgefühle und Entfremdungsgefühle gegenüber anderen
Menschen und eigenen Empfindungen
Da sich viele Betroffene für das Erlebte und ihre Symptome schämen oder den Zusammenhang zwischen ihren Symptomen und dem traumatisierenden Ereignis nicht erkennen können, erhalten sie oft erst spät die entsprechend notwendige psychotherapeutische Hilfe.
Das Erleben eines traumatischen Ereignisses kann nicht nur eine posttraumatische Belastungsstörung zur Folge haben. Betroffene haben auch ein deutlich erhöhtes Risiko, andere psychische und/oder körperliche Beschwerdebilder zu entwickeln. Besonders häufig kann es dabei zu Depressionen, Angststörungen, Essstörungen, Abhängigkeitserkrankungen (Alkohol-, Medikamentenmissbrauch als Beruhigungsstrategie), sowie zu körperlichen Beschwerden ohne organische Ursachen kommen (sog. somatoforme Störungen).
Diese Störungen ergeben sich oft aus den Symptomen der posttraumatischen Belastungsstörung. So führt z.B. das Vermeiden von Orten oder Situationen, welche an das traumatische Erlebnis erinnern, zur Einengung und zum Rückzug und damit zum Verlust sozialer Kontakte und in der Folge dann z.B. zu Depressionen.
Auftretende Überregungssymptome (wie z.B. eine erhöhte Anspannung oder Schreckhaftigkeit) versuchen Betroffene mitunter mittels Alkohol oder Beruhigungsmitteln zu vermindern. Dies kann jedoch eine komplizierte Suchtproblematik nach sich ziehen.
Andere Menschen entwickeln sogenannte dissoziative Störungen. Sie spalten dabei im Alltag oder in bedrohlich erlebten Situationen Teile ihres Erlebens vom Bewusstsein ab, können sich z.B. an wichtige Details oder Abschnitte ihres Erlebens nicht erinnern. Wenn den betroffenen Menschen solche Reaktionen auffallen, reagieren sie oft irritiert, ängstlich oder denken, sie seien "verrückt" geworden. Diese dissoziativen Störungen dienen aber eher ihrem Schutz. Die Betroffenen haben während der traumatischen Situation das Unerträgliche durch Dissoziation ausgehalten und so ihr seelisches Überleben gesichert (ähnlich dem Totstellreflex bei Tieren). Deswegen führen sie diese Strategie automatisch auch dann noch fort, wenn die traumatische Situation schon beendet ist. Im Laufe der Zeit verselbständigt sich dies immer mehr und verursacht im Alltagsleben etliche Schwierigkeiten.
Das gleichzeitige Auftreten mehrerer Beschwerdebilder ist bei Menschen, die eine traumatisierende Situation erlebt haben, häufig. Das führt dazu, dass die meisten Traumapatienten mehr als eine Diagnose zugeordnet bekommen.
Komplexe posttraumatische Belastungsstörung
Diese Störung ist ein vielschichtiges Beschwerdebild, welches sich infolge sehr schwerwiegender und über einen längeren Zeitraum fort-dauernder traumatischer Erlebnisse (z.B. körperliche und/oder emotionale Vernachlässigung in der Kindheit, Misshandlungen oder sexuelle Gewalt, Krieg, Folter usw.) entwickeln kann.
Sie ist dementsprechend durch eine Vielfalt an schweren psy-chischen, körperlichen, sozialen und zwischenmenschlichen Beeinträchtigungen gekennzeichnet.
Dazu zählen z.B.:
• Veränderungen in der Gefühlswelt
• Körperliche Beschwerden (Schmerzen, Verdauungsprobleme
usw.) ohne Auffindung organischer Ursachen
• Dissoziative Symptome, z.B. Verlust der Erinnerung an wichtige
aktuelle Ereignisse, Desorientierung ("wie bin ich nur hierher
gekommen, ich kenn mich garnicht aus?") usw.
• Selbstschädigung/ Selbstverletzung, Selbstmordgedanken- bzw.
-impulse
• Veränderungen in der Selbstwahrnehmung
• Veränderungen in der Sexualität und Beziehungsgestaltung
Eine komplexe Posttraumatische Belastungsstörung kann sowohl direkt nach den traumatischen Erlebnissen als auch mit zeitlicher Verzögerung (Monate bis Jahrzehnte) deutlich in Erscheinung treten.
Wie sieht eine Traumatherapie konkret aus?
Diese folgt meist einem Ablauf, der sich grob in 3 Phasen unterteilen läßt.
1. Stabilisierungsphase
Die Therapie beginnt mit einer gründlichen Anamnese, deren Detailliertheit sich nach der seelischen Stabilität des betroffenen Menschen richtet - manchen Menschen ist es nur möglich, das traumatische Erleben mit einem Stichwort zu benennen, da sie sonst von ihren belastenden Erinnerungen unkontrollierbar überflutet werden. Andere haben das Bedürfnis, ausführlich von ihren Erfahrungen zu berichten und erleben dies als Erleichterung.
In diesem Zusammenhang erläutere ich den Klienten, daß ihre aktuellen Beschwerden eine Folge ihrer traumatischen Erlebnisse bzw. deren unvollständiger Verarbeitung sind. Wir besprechen, auf welche Weise sich diese Symptome gebildet haben, welchen Sinn diese haben (z.B. Dissoziation als Schutz des Betroffenen vor dem unerträglichen Horror etc.) und wie heute eine Lösung für diese Dilemmata aussehen kann.
Viel Raum nimmt dann meist die "Stabilisierung" der Klientin / des Klienten ein. Dazu zählt, daß vielfältige Techniken zur Beruhigung in Stress- und Krisensituationen wie z.B. Beruhigung durch bewußtes Atmen oder mit Hilfe von entspannenden, stärkenden Vorstellungs-bildern (Imaginationen) vermittelt werden, die dann zuhause weiter geübt werden müssen. Bewältigungsstrategien für den Umgang mit sich plötzlich aufdrängenden Erinnerungen, die von schmerzlichen Gefühlen, Gedanken und heftigen Handlungsimpulsen sowie Erleben von "innerem Chaos" verbunden sein können, werden ebenfalls vermittelt und geübt. Stabilisierung bezieht sich aber auch auf den konkreten Alltag: Arbeits- und Wohnsituation, Partnerschaft, Verhältnis zu den eigenen Kindern, Bezug zur Herkunftsfamilie sowie Freundeskreis und soziales Netz.
Traumabearbeitung darf erst erfolgen, wenn die traumatisierte Person ein gewisses Maß an Stabilität (innerer und auch äußerer) erreicht hat!
Zusätzlich wird der Blick auf die Ressourcen der Klientin gerichtet: das können hilfreiche Strategien sein, die sie bereits anwendet, Fähigkeiten, über die sie verfügt, Menschen, die ihr gut tun, Tätigkeiten, die ihr Kraft geben oder Entspannung fördern, positive Erlebnisse in ihrem Leben usw.. Diese Ressourcen werden gebraucht, um Alltag und seelische Befindlichkeit zu stabilisieren und auftretende Krisensituationen besser bewältigen zu können.
Die Stabilisierungsphase kann je nach Vorbelastung durch Traumata und andere ungünstige Lebenserfahrungen (z.B. chronische erfolgte Traumatisierungen mit Beginn schon in der Kindheit, extreme Dissoziationen) recht viel Zeit in Anspruch nehmen oder aber auch recht zügig erfolgen (wie z.B. bei einem einmaligen Erlebnis im Erwachsenenalter ohne weitere Vorbelastungen).
2. Bearbeitungsphase
Ist die Klientin im Alltag soweit stabil und verfügt über die erforderlichen Stabilisierungstechniken und Bewältigungs-möglichkeiten, kann der nächste Schritt erfolgen - die eigentliche Konfrontation mit den traumatischen Erfahrungen und deren Verarbeitung. Die Entscheidung dafür liegt einzig bei der Klientin; wir besprechen vorher alles Notwendige detailliert und entscheiden dann gemeinsam, auf welche Art / mit welchem Vorgehen (EMDR, Screentechnik, Teile-Arbeit usw.) die Bearbeitung erfolgen wird.
3. Integrationsphase
Den Abschluss der Traumabearbeitung bildet die Integrationsphase. Hier wird es darum gehen, das Erlebte in die eigene Lebensgeschichte einzuordnen, ihr einen (neuen) Sinn zu geben. Möglicherweise muß auch betrauert werden, daß wegen der traumatischen Erlebnisse bestimmte alterstypische Erfahrungen nicht (ausreichend) gemacht werden konnten. Vielleicht gibt es ja jetzt Möglichkeiten, heute etwas davon nachzuholen? Letztlich ist es für uns alle heilsam, auch die Schwierigkeiten unseres bisherigen Lebenswegs (Versäumnisse, Ungerechtigkeiten, Schuld, Bedauern etc.) stimmig annehmen bzw. sich damit versöhnen zu können. Dies kann z.B. dadurch gelingen, daß man all das entdeckt und wertschätzt, was einem - trotz allem Schmerz, aller erlebter Schrecken und Gewalt - auch Gutes widerfahren ist (von liebevollen Menschen, durch glückliche Umstände etc.) und wie man selbst dazu durch eigene Kraft, Durchhaltevermögen, besondere Fähigkeiten oder kreative Bewältigungsstrategien beigetragen hat.
Therapieverfahren zur Bearbeitung von Trauma-folgestörungen:
In den unten genannten Therapieverfahren habe ich eine Weiterbildung bzw. Fortbildungsseminare absolviert. Bei der Bearbeitung der psychischen Folgen von Traumatisierungen nutze ich diese, um eine Besserung der Symptomatik und eine Verarbeitung des Erlebten zu ermöglichen. Eingebettet ist meine Arbeit dabei in das Gesamt-konzept eines tiefenpsychologischen Therapieverständnisses.
1.) EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing)
Dieses Therapieverfahren zeichnet sich dadurch aus, dass es traumatische Erinnerungen mittels bilateraler Stimulation (Augenbewegungen, aber auch Bewegungen mit den Händen) bearbeiten hilft. Es kommt dadurch zu einer beschleunigten Informationsverarbeitung in den Hirnregionen und Nervennetzwerken, in denen das traumatische Erleben bisher wie "eingefroren" und abgespalten vom Alltagsbewußtsein gespeichert ist. Auf diese Weise wird die Selbstheilung angeregt und unterstützt.
EMDR eilt bei manchen Menschen der Ruf voraus, besonders effektiv und schnell (in nur wenigen Sitzungen) Traumata auflösen zu können. Dies trifft tatsächlich für die Bearbeitung von bestimmten traumatischen Erlebnissen zu (z.B. bei einem Monotrauma, einer erstmaligen traumatischen Erfahrung bei einem Erwachsenen), für wiederholte Traumata oder für massive Traumatisierungen in der Kindheit und Jugend gilt dies jedoch weniger. Hier ist meist mit wesentlich längeren und komplizierteren Therapieprozessen zu rechnen.
Vor der eigentlichen Bearbeitung der Traumaszenen ist eine gründliche Anamnese sowie eine Stabilisierungsphase notwendig, die unterschiedlich lange dauern kann: je nach Art und Schwere des Traumas (z.B. massive / sexuelle Gewalterfahrungen in der Kindheit oder ein Unfall als Erwachsener), der Anzahl weiterer Vortraumatisierungen und der aktuellen Lebenssituation des betroffenen Menschen sind zuerst oftmals Maßnahmen und Techniken zur Stabilisierung und Emotionsregulierung notwendig, bevor sich der Betroffene gut gerüstet der Bearbeitung des früheren Schreckens stellen kann. Diese erfolgt dann mit der o.g. bilateralen Stimulation, bei Bedarf aber auch mit weniger konfrontativen Techniken (z.B: der Screen- oder Bildschirmtechnik), die mehr selbstgesteuerte Distanz zum Geschehen ermöglichen.
Zur vollständigen Traumabearbeitung gehört dann noch die Integration des Erlebens in die eigene Lebensgeschichte.
Film zu EMDR
Hier finden Sie einen kurzen Film zur Einführung in das Therapie-verfahren, erstellt von der deutschen Fachgesellschaft für EMDR:
Artikel zu EMDR:
Hier finden Sie eine kompakte Darstellung des Verfahrens sowie eine detaillierte Beschreibung des Vorgehens:
2.) Psychotherapie mit inneren Anteilen
Oberbegriff für verschiedene Ansätze zur Arbeit mit "Inneren Anteilen der Persönlichkeit bzw. des Selbst".
Bewährt vorallem bei Traumafolgestörungen mit (ausgeprägt) dissoziativem Beschwerdebild.
Hier beziehe ich mich insbesondere auf die Ansätze von E. Nijenhuis, O. van der Hart, K. Steele, Suzette Boon u.a.
3.) Hypnotherapeutische Verfahren
Die innovativen hypnotherapeutischen Vorgehensweisen aus der Schule, die Milton Erickson begründet hat, sind wegen ihrer Effektivität und ihres ressourcenorientierten Ansatzes inzwischen in viele Therapieverfahren integriert worden.
Speziell in der Behandlung von Traumafolgestörungen werden viele dieser Techniken angewandt, so auch in den beiden oben genannten Therapierichtungen.
Hilfreiche Links:
Informationen zu Trauma, Dissoziation, Klinikempfehlungen von Patienten etc.:
- Vielfalt e.v.
- Dissoziation-Forum
Zu Ihrer weiteren Information:
Leitlinie zur Behandlung der Posttraumatischen Belastungsstörung - Information für Patienten:
http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/051-010.html
Info-Broschüren (PDF-Dateien) zu Trauma und Traumafolge-Störungen in verschiedenen Sprachen zum Herunterladen:
https://www.migesplus.ch/publikationen/wenn-das-vergessen-nicht-gelingt/